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32. Die Väter der Zivilisation (3)

Viele ihrer Errungenschaften – zum Beispiel der Steinabbau und die Errichtung ihrer gewaltigen architektonischen Werke – sind völlig verlorengegangen. Wir haben keine Überlieferung ihrer mechanischen Fähigkeiten und nur wenig von ihrer chemischen, mathematischen und astronomischen Wissenschaft. Wenn man die Malereien in den Grabkammern von 3000 vor Christus sieht, all die Amüsements, die als letzter Schliff einer Nation gelten – und sie mit den Tänzen, der Musik, den Gemälden aus Paris und London vergleicht –, kann man sich nicht vorstellen, daß diese Nation lange vor der Zeit entstanden ist, auf die wir die Erschaffung des Menschen datieren.

32. Die Väter der Zivilisation (2)

Hier wirken die Worte „Vergangenheit“ und „Gegenwart“ seltsam und schmerzhaft. Man betritt eine ägyptische Grabkammer, die mindestens 4000 Jahre alt ist, und an den Wänden sieht man in den unsterblichen Farben dieses Klimas, das alles bewahrt (Farben, die auch beweisen, wieviel diese Ägypter von Chemie verstanden), eine Nation, die fast an unsere Zivilisation heranreichte, an unsere Philosophie, und ich denke, auch an unsere Kunst und Wissenschaft.

32. Die Väter der Zivilisation (1)

„Vergangenheit“ und „Gegenwart“ sind Wörter, die wir in Europa gern benutzen. Sie stehen meistens für eine positive Sicht der Dinge, außer wenn ein wütender alter Tory kommt und über die „goldenen Tage der guten Königin Bess“ spricht, wenn wir das dritte Kapitel von Macaulay lesen und unsere Freiheit und unseren Komfort mit den Verhältnissen unter Charles II. vergleichen, wir sehen uns unsere Antiquitäten an, die Schlösser des Ritterstandes, und danken dem Himmel, daß wir nicht in den „guten“ Zeiten der Feudalherrschaft leben.

31. Der Künstler und der Handwerker

Die Griechen mit ihrem Schönheitssinn und ihrer Phantasie waren echte Künstler. Sie sahen Apollo, der den Sonnenwagen fuhr, Jupiter, der die Waagschalen des Schicksals hielt, Pluto, der über die Toten richtete. Die Ägypter dagegen hatten keinen Funken Phantasie und kein künstlerisches Geschick. Wir sagen, die Ägypter hatten keine Hände, aber wir sollten eher sagen, sie hatten kein Ideal, denn in der technischen Ausführung waren sie unübertroffen. Sie waren keine Künstler, jedoch erstklassige Handwerker. Sie hatten keine Ideale, keine Poesie, keine Kunst, während die Griechen von allen drei Dingen überquollen und ihre Dichter in den Rang von Theologen, Lehrern und Propheten erhoben. Sie wurden zu Götzendienern ihrer eigenen Schöpfungen. Vielleicht besteht der Unterschied zwischen der ägyptischen, jüdischen und griechischen Religion darin, daß die Ägypter den Metaphysiker zu ihrem Religionslehrer machten, die Juden wählten den Staatsmann und danach den Priester zu dem ihren, und die Grie...

30. Göttliche Triaden (6)

Was die Opfer betrifft, scheinen sich die Tempel von Jerusalem und Theben sehr ähnlich gewesen zu sein, mit dem Unterschied, daß es in Ägypten keine Spuren von Brandopfern gibt. Wenn wir die Ägypter mit den Griechen vergleichen, sind die metaphysischen Theorien des Ägypters der Wahrheit nähergekommen: Er legte wenig Wert auf Abbilder, die oft genug plump, häßlich und unförmig waren, er hatte wenig Sinn für Schönheit und keine Worte, doch seine Gedanken waren richtig. Die Griechen haben aus Amun Jupiter gemacht, aus Phthah Vulcanus und aus Osiris Pluto. Sie haben ihnen eine wunderbar sublime und spirituelle Form gegeben, es jedoch dabei bewenden lassen. Sie hielten diese ihre Geisteskinder wirklich für Götter, nicht für Äußerungen göttlicher Macht; sie verwechselten den Kanal mit der Quelle, Ursache und Wirkung. Sie glaubten „an die Natur, nicht an den Gott der Natur“.

30. Göttliche Triaden (5)

Es gab noch einen Gott, den armen alten Khem, den ich bisher nicht erwähnt habe, obwohl das Land Ägypten (Chemi) nach ihm benannt ist. Das steht in allen Inschriften – Chemi und das Land Ham sind Synonyme – Khem ist identisch mit Ham. Auf Khem wurde anscheinend die unangenehme und undankbare Aufgabe abgewälzt, Menschen zu framing (???) , und von Khem hing die Beziehung der Menschen mit ihrem Schöpfer ab. Wir können ihn vielleicht mit dem Heiligen Geist, dem Belebenden, vergleichen, so wie in der englischen Theologie Neph dem Vater entspricht, Amun und Khem beide dem Heiligen Geist, Phthah dem Sohn, in seinem Charakter der Weisheit, dem Schöpfer der Welt, wie St. John ihn präsentiert, und Osiris ist derjenige, der den Menschen Freud und Leid bringt.

30. Göttliche Triaden (4)

Hermes Trismegistus sagt ausdrücklich, daß „der eine“ von den Ägyptern „schweigend verehrt wurde“. Und um die christliche Dreieinigkeit für den menschlichen Geist verständlich zu machen, kann der Vater der Philosoph sein, der Sohn der Sprecher und der Heilige Geist der Künstler. Überträgt man das Ganze auf ägyptische Theologie, war Neph der Denker, der Autor politischer Theorien, Amun der Staatsmann, der diese Theorien in die Praxis umsetzte, Phthah der Anwalt, der Gesetze daraus machte, und Osiris der Richter, der sie im konkreten Fall anwandte, oder der Schulmeister, der sie lehrte: Phthah war die Exekutive, Amun die Legislative.