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15. Brief - Die Väter der Zivilisation (L)

„Vergangenheit“ und „Gegenwart“ sind Wörter, die wir in Europa gern benutzen. Sie stehen meistens für eine positive Sicht der Dinge, außer wenn ein wütender alter Tory kommt und über die „goldenen Tage der guten Königin Bess“ spricht, wenn wir das dritte Kapitel von Macaulay lesen und unsere Freiheit und unseren Komfort mit den Verhältnissen unter Charles II. vergleichen, wir sehen uns unsere Antiquitäten an, die Schlösser des Ritterstandes, und danken dem Himmel, daß wir nicht in den „guten“ Zeiten der Feudalherrschaft leben.

15. Brief - Der Künstler und der Handwerker (K)

Der Sinn für Schönheit und Form der Griechen erklärt die dritte Religion und deren Ergebnisse. Ethik, Philosophie und Kunst scheinen die typischen Merkmale der drei gewesen zu sein. Vielleicht können wir sagen, daß die Griechen die handelnde Person vergöttlichten, die Ägypter sahen den „einen“, der wie ein Künstler arbeitete, aber sie sahen ihn immer durch den Handelnden. Die Griechen sahen einen „Gott in den Wolken“, aber sie „hörten ihn nicht überall“, die Ägypter sahen ihn überall, durch die Wolken, die Sonne, den Fluß. Deshalb machten die Griechen aus der Sonne einen Gott, die Ägypter nur ein Symbol. Daran liegt es wohl, daß die Sonne der Griechen von sublimer Schönheit ist, die der Äpyter nur ein kleines rundes O. Wenn Rafael die Jungfrau nicht zur Göttin gemacht hätte, hätte er nicht diese Göttin erschaffen, die ebenso göttlich ist wie die Göttin der Reinheit, die griechische Juno (Ludovisi), ebenso wie die Göttin der Freiheit. Die Ägypter sind die alten afrikanischen Protesta...

15. Brief - Der Künstler und der Handwerker (J)

Daher das Vorherrschen der Ethik in der jüdischen Religion, die alle Theorie in den Schatten stellt, sogar, was das interessanteste Thema für uns Menschen betrifft: ein Leben nach dem Tod. Daher ist die Metaphysik bei den Ägyptern so subtil, deshalb war es nötig, soviele Symbole zu verwenden, um den Leuten alles verständlich zu machen, und sie hatten kein Talent, das Symbolische zu idealisieren, keinen künstlerischen Geist, daher rührt die sprichwörtliche Häßlichkeit ihrer Symbole.

15. Brief - Der Künstler und der Handwerker (I)

Sie hatten keine Ideale, keine Poesie, keine Kunst, während die Griechen von allen drei Dingen überquollen und ihre Dichter in den Rang von Theologen, Lehrern und Propheten erhoben. Sie wurden zu Götzendienern ihrer eigenen Schöpfungen. Vielleicht besteht der Unterschied zwischen der ägyptischen, jüdischen und griechischen Religion darin, daß die Ägypter den Metaphysiker zu ihrem Religionslehrer machten, die Juden wählten den Staatsmann und danach den Priester zu dem ihren, und die Griechen entschieden sich für den Dichter und den Künstler.

15. Brief - Der Künstler und der Handwerker (H)

Die Griechen mit ihrem Schönheitssinn und ihrer Phantasie waren echte Künstler. Sie sahen Apollo, der den Sonnenwagen fuhr, Jupiter, der die Waagschalen des Schicksals hielt, Pluto, der über die Toten richtete. Die Ägypter dagegen hatten keinen Funken Phantasie und kein künstlerisches Geschick. Wir sagen, die Ägypter hatten keine Hände, aber wir sollten eher sagen, sie hatten kein Ideal, denn in der technischen Ausführung waren sie unübertroffen. Sie waren keine Künstler, jedoch erstklassige Handwerker.

15. Brief - Göttliche Triaden (G)

Die Griechen haben aus Amun Jupiter gemacht, aus Phthah Vulcanus und aus Osiris Pluto. Sie haben ihnen eine wunderbar sublime und spirituelle Form gegeben, es jedoch dabei bewenden lassen. Sie hielten diese ihre Geisteskinder wirklich für Götter, nicht für Äußerungen göttlicher Macht; sie verwechselten den Kanal mit der Quelle, Ursache und Wirkung. Sie glaubten „an die Natur, nicht an den Gott der Natur“.

15. Brief - Göttliche Triaden (F)

Was die Opfer betrifft, scheinen sich die Tempel von Jerusalem und Theben sehr ähnlich gewesen zu sein, mit dem Unterschied, daß es in Ägypten keine Spuren von Brandopfern gibt. Wenn wir die Ägypter mit den Griechen vergleichen, sind die metaphysischen Theorien des Ägypters der Wahrheit nähergekommen: Er legte wenig Wert auf Abbilder, die oft genug plump, häßlich und unförmig waren, er hatte wenig Sinn für Schönheit und keine Worte, doch seine Gedanken waren richtig.