5. Brief: Unsere Mannschaft (E)

Das Ergebnis, das sie erwarten, ist, daß der größere Teil verdrängt wird und das Land an den Pascha zurückgeht, der es Agenten in die Hände geben wird, die kein Interesse daran haben außer die Leute auszubeuten, sie werden Schaduffs, Scheunen und alles dem Ruin anheimfallen lassen, und so wird der Pascha zuerst feststellen, daß sein Einkommen steigt, aber danach wird der Zustand dieses Mannes schlimmer sein als der letzte. „Wehe denen, die (…) Feld an Feld fügen, bis kein Platz mehr da ist und ihr allein die Bewohner seid inmitten des Landes.“ Ach, ach, armes Ägypten!
Die Gouverneure haben große Mühe, die Fellachen davon abzuhalten, aus ihren Dörfern davonzulaufen.
Unsere Mannschaft ist eine sehr höfliche, ruhige Gruppe, sie sind wie Kinder. Wenn sie nicht are tracking (?), sitzen sie im Kreis, mit zwei Wasserbehältern, die sie schlagen wie Tambourine, sie singen eine Art Rezitativ oder schreien es vielmehr, stundenlang, und lachen unbändig. „Jage den Schuh“ ist dagegen anspruchsvolle Unterhaltung. Der Reis ist ein ehrwürdiger alter Mann und sitzt abseits. Auf dem Achterdeck, über den Kabinen, steht der schwarze Steuermann, der sich Tag und Nacht nicht vom Fleck rührt. Sie bereiten ihre Mahlzeiten – den dünnsten Brei und Brot – in dem kleinen Boot zu und essen sie dort. Niemand darf jemals unsere Kabine betreten, Paolo säubert sie jeden Tag. Mustafa mit seinem Kochen befindet sich am Bug, und einen kleinen Mustafet – seinen Sohn – haben wir aus Wohltätigkeit mitgenommen. Ich darf nicht an Deck gehen, weil man fürchtet, ich würde Flöhe von der Mannschaft mitbringen. Am Freitagabend sind Mr. B. und ich bei Sonnenuntergang an Land gegangen und haben ein Dorf besucht, in dem es ein Minarett gibt – das einzige, das wir gesehen haben, seit wir das alte Kairo verließen. Er schoß eine Krähe, nichts weiter. Wir nahmen einen Ifrit mit. Ich war so begeistert, wieder festen Boden unter den Füßen zu haben, daß ich über all die Maisfelder hätte rennen können. Der Mais ist schon drei Fuß hoch, obwohl er erst so spät gepflanzt wurde.
Am Siebten erreichten wir Beni Suef, 77 Meilen von Kairo entfernt, nach drei Tagen. Es ist eine große Stadt, das bedeutet auch großes Elend, und wir gingen alle an Land, um ein paar Töpfe und Pfannen und eine Pfeife für den Reis zu kaufen, denn seine war kaputtgegangen. Aber ich kann es nicht beschreiben. Die prächtige goldene Sonne schien durch Löcher in dem jämmerlichen Basar (in den Winkeln, in denen die Händler leben), und das Sonnenlicht sah aus wie ein Edelstein in einem Rahmen aus Zinn. Leute, die zu elend waren, um die Fliegen von ihren Gesichtern zu verscheuchen und deshalb von ihnen übersät waren, lagen herum. Der übliche Khan war die einzige Abwechslung von den Lehmställen, die aus vier Lehmwänden für die Kamele bestehen, mit kleinen Abteilen, ebenfalls aus Lehm, für die Menschen! Den ewigen Gegensatz zwischen den Juwelen aus Silber und Gold, die Mond und Sonne überall verstreuen, den kostbaren Steinen, die des Nachts den Himmel oben und den Hügel unten bedecken, die Natur, gekleidet nicht als Braut mit Blumen und feinen Schleiern, sondern als orientalische Königin in prächtigen Juwelen und Goldstoff, und dem erbärmlichen Lehm und Schlamm der menschlichen Natur und des menschlichen Lebens hat man ständig vor Augen.
In diesem Augenblick hat unsere Mannschaft am Ufer ein großes Feuer angezündet und springen darüber hinweg wie Teufel, kindliche Teufel.
Es ist reichlich anstrengend, an Land immer einen Ifrit dabeizuhaben, ich darf nie ohne ihn gehen, und er folgt mir überall hin, aber es ist ein sehr höflicher Ifrit, der beinahe zu besorgt ist, daß mir etwas zustoßen könnte. Er läßt mich nicht einmal ohne Hilfe den Wall erklimmen.

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