5. Brief - Kairo vom Nil aus (G)

Der Union Jack flattert am Achtersteven, Mr. B.s Farben an der Takelage, alles von uns selbst gemacht. Zwei Tage hatten wir keinen Wind und ruderten und schoben den ganzen Tag. Am dritten Tag kam im Norden Wind auf, und wir entfernten uns von Beni Suef, aber der letzte Blick auf Kairo war wunderschön, die Insel Roda mit dem Nilometer, einer Landzunge, die weit in den Fluß hineinragt, mit einem Minarett am äußersten Ende einer langen Allee aus Johannisbrotbäumen. Vorn befand sich eine kleine Gruppe am Ufer, Damen, die mit bloßen Händen Schmutz beiseiteschaufelten – dann kam der Vater und liebkoste sein Kind – dann stritten sich die Damen, und eine begleitete ihre Worte mit heftigen Gesten – dann beruhigten sie sich und machten sich mit denselben Fingern an der Durra zu schaffen, in die sie alle die Hände tunkten. Zwei Tage lang verschwand Kairo nicht aus unserer Sichtweite, und seine prächtige Zitadelle mit ihren Regenbogenfarben überragte immer noch alles. Ich kann nicht die unnatürliche Färbung beschreiben, ein leuchtender Streifen aus geblichem Grün entlang des Nils, Gerste oder Lupinen, dahinter das schroffe Braun der Wüste, ein weißes gespenstisches Kairo im Hintergrund, hier und da ragten blaue und gelbe Bäume heraus. Es sah aus, als hätte ein Kind es gemalt und nicht gewußt, wie, und es der Natur unähnlich gemacht. Wir klammerten uns an das liebe alte Kairo, wenn es auch in der Ferne lag.

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