5. Brief - Kairo vom Nil aus (H)

Wir fuhren an Gruppen häßlicher Pyramiden vorbei, die beiden in Gizeh hielten immer noch ihre hartnäckigen Spitzen aufrecht, am Horizont, dann kam eine Gruppe von dreien, die von Abusir, rauh und schäbig, dann wieder eine Dreiergruppe, die von Sahure, eine davon, die größte, aus der immer mehr Steine geraubt wurden – dann die beiden in Dahshur, die kaum kleiner sind als die großen Exemplare in Gizeh, ragten empor wie übergroße Hydranten. Ich konnte von Anfang bis Ende kein einziges Gefühl für diese Objekte aufbringen. Sie haben nichts Schönes an sich, nichts Malerisches – die verfallenen Pyramiden von Abusir und Sahure sehen aus wie zu groß geratene Bienenkörbe – und die anderen wie verstreute Zelte. Sie wecken keinerlei Enthusiasmus – pazienza! Wir sind zweimal in der Nacht ein wenig gesegelt, aber nicht viel. Sirius scheint wie ein kleiner Mond auf das Wasser. Der Mond geht nun zu spät auf, als daß wir ihn sehen können, aber wir sehen ihn nachts durch die Fenster des Dahabieh scheinen. Der Nil sieht, wenn er sich ausdehnt, aus wie ein großes Meer, er ist so breit – und wenn der Wind auffrischt, sieht man eine Flotte von Cangias herauskommen, wie Seerosen auf dem Fluß (man weiß nicht, wo sie herkommen) oder Feenbote, und eine Menge von Ifriten, die den Nil heraufkommen.

Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

Florences Nightingales Briefe aus Ägypten

1. Brief: Alexandria (A)

11. Brief - Anachoreten (B)