7. Brief: Der Nil (F)

Er war Christ und im Begriff, seine Glaubensbrüder zu empfangen, und das waren die Mönche, Kopten von Mariam el Adra (der Jungfrau Maria), die für Almosen angeschwommen kamen. Nach einem gespielten Kampf mit dem Hammer öffneten sie den Mund und bekamen eine Münze im Wert von fünf Para unter die Zunge geschoben, was „Bones“ sehr geschickt tat, und dann schwammen sie wieder weg. „Bones“ eilte zu unserer kleinen Feluke hinten, um sie daran zu hindern, an Bord zu kommen. Wir sahen, wie sie tropfnaß und splitternackt an Land gingen und die Klippen zum Kloster hinauf. O je! Als ich zum erstenmal sah, wo dieses Kloster stand, hoch oben auf den Klippen einer undurchdringlichen Wüste, mit Blick auf das Tal des dunklen und düsteren Nils, dachte ich an Missionare der Wüste und Asketen aus Thebaïs, und diese jämmerlichen Bettler im Wasser zu sehen, die, ich muß es leider sagen, zu meinem Entsetzen so wirkten, als wollten sie Dahabiehs ausrauben, war desillusionierend. Ich war selten so enttäuscht und abgestoßen. Bei Sonnenaufgang gingen wir in Miniyeh vor Anker. Ich ging mit Mr. B. an Land, um mir den Ort anzusehen – einen kläglichen Ort, obwohl es eine Hauptstadt mit Moschee ist und der Pascha einen Palast dort hat – aber oh, das Elend! Aber wenn man einige Dinge hört, wundert man sich nur, daß die Ägypter überhaupt am Leben sind, nicht, daß sie arme Geschöpfe sind, denn wie Mr. Lane sagt, werden sie unterdrückt bis zum Geht-nicht-Mehr und leben doch.

Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

Florences Nightingales Briefe aus Ägypten

1. Brief: Alexandria (A)

11. Brief - Anachoreten (B)