14. Brief - Ägyptisches Christentum (I)

In Ägypten gibt es nichts Schönes, um den Schrecken zu mildern, den man angesichts dieser schrecklichen Grabtücher empfindet – in Assiut sind es nur Grabtücher – diese versteinerten Körper, plötzlich in Stein verwandelt mitten bei ihren alltäglichen Tätigkeiten, wie es in Beni Hasan zu sein scheint – diese gigantischen Phantome, was sie in meiner Vorstellung in Luxor sein werden, einer toten Vergangenheit. Wenn Ihr Euch ausmalen könnt, ein schreckliches Gespenst in dem grellen Licht einer meridianen Sonne zu sehen, das ist Ägypten – mein vornehmes, melancholisches, sublimes, totes Ägypten. Hier zu reisen, ist nicht wie die touristische Besichtigung schöner Kunstwerke oder sonniger Landschaften in Italien oder Südfrankreich, es ist wie der Ghul, der die Gräber heimsucht, das heißt, Lepsius war der Ghul, der die Monumente aufbricht, zerstört und die Leichen stiehlt, und wir sind die armen harmlosen Púcas. Wir haben das Gebiet der Doumpalmen erreicht, die ich sehr schön finde, sie erinnern mich an meine geliebten Pinien in Roms Gärten. Wir haben letzte Nacht gesehen, wie der Postbote auf Zehenspitzen und mit einer Glocke um den Hals am Flußufer entlangging, aber ich hoffe, Ihr bekommt diesen Brief, bevor ich wieder da bin.
Ich habe all das in verzweifelter Hast geschrieben, meine Lieben. Ich werde noch nicht klug aus den Göttinnen, aber ich hoffe auf Besserung, und bin wie immer, meine geliebten Seelen, Eure ergebene, liebende
Púca.

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