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Es werden Posts vom November, 2023 angezeigt.

11. Brief - Lykonpolis (F)

Es ist auch gut für britische Arroganz, Bewohner eines anderen Zeitalters zu werden, wie wir es hier sind. Bis ich mich dabei ertappte, daß ich einen römischen Tempel als uninteressant und modern ablehnte, hatte ich keine Ahnung, wie sehr wir in die Zeit von vor 4000 Jahren eingetaucht sind. Es ist nichts Gekünsteltes dabei. Man sagt „Wir sehen uns diesen Ort nicht an, er ist ja NUR römisch“ oder „Die Römer haben diesen Sarg verschandelt“. Man lernt, antike Kartuschen an ihrer Schlichtheit zu erkennen, wie in der Heraldik – die der Ptolemäer sind überladen und kompliziert, die der frühesten Dynastien enthalten nur drei oder vier Figuren – und zu den Särgen zu gehen, deren Kartuschen am einfachsten sind. Aber ich mag die Kammern am liebsten, in denen es nichts zu lernen gibt – nur kahler Putz für die Phantasie! Der Berg hier ist buchstäblich mit Särgen und Grabkammern übersät. Wir krochen von einer in die nächste.

11. Brief - Lykonpolis (E)

Es ist gut für Menschen, hier zu sein – gut für den britischen Stolz, daran zu denken, daß es hier eine Nation gab, die mächtiger war als wir und beinahe ebenso zivilisiert, vor 4000 Jahren – denn 2000 Jahre sind sie schon eine Nation von Sklaven – was werden wir in 2000 Jahren sein? Werden wir sein wie sie? Es ist auch gut für einen hochmütigen Christen, wenn man ihn auf der Straße „Hund“ nennt, auf ihn zeigt und ihn anspuckt, wie es uns hier widerfährt. Niemand begegnet uns mit Respekt, kaum jemand mit Interesse – wir stehen zu tief. Sie nehmen unser Geld und sind fertig mit uns.

11. Brief - Lykonpolis (D)

Mr. B. und ich erklommen den Berg, durch eine Spalte, auf der Suche nach dem Ort der alten Lykonpolis, und fanden auf dem Gipfel einen leeren Platz vor – zweifellos die Akropolis – und einen kleineren runden Platz, die Akropolis der Akropolis, und was für eine Aussicht! Nicht schön – das ist die Vogelperspektive nie – aber ganz Ägypten und alle Windungen des Nils scheinen einem zu Füßen zu liegen, wie eine Landkarte. Und die große libysche Wüste erreichte hier das bewirtschaftete Land und stieg nicht wie vorher von ihm auf, mit einem Höhenunterschied, der die Veränderung erklärte und sie natürlich wirken ließ, als könne der Nil das Tal erreichen wie ein großer Drachen, der seine gefährliche Zunge ausstreckt und die grüne, fruchtbare Ebene aufleckt, in sie hineinbeißt und droht, noch mehr zu verschlingen. Ihr habt keine Ahnung, wie furchtbar es aussah. Ich habe diese Wirkung weiter unten am Nil gesehen und die Wüste kam mir nun noch schrecklicher vor als bisher. Auch auf der arabischen

11. Brief - Lykonpolis (C)

Die Atmosphäre drinnen ist nicht kalt oder feucht, wie in einer Gruft oder auf Friedhöfen, sondern warm, angenehm und trocken, bis zur letzten und abgelegensten Kammer im Felsen. Es ist nur wenig übriggeblieben, das ihre Geschichte erzählt, aber ein paar schöne blaue Schnörkel zieren immer noch die felsige Decke – blau, die alte ägyptische Farbe der Weisheit, denn Saphir, der Lieblingsstein, bedeutet, wie auf Hebräisch, „schreiben“ – deshalb nennen die Hebräer ihre Bibel immer noch Sephir, das Buch, und die ägyptischen Priester trugen (ebenso wie „Urim und Thummin“ ) einen blauen Stein auf der Brust, einen Saphir, mit „Wahrheit“ eingraviert. Die beiden Brustplatten scheinen ganz ähnlich gewesen zu sein.

11. Brief - Anachoreten (B)

Es war genau so, wie ich es mir vorgestellt hatte – eine solche Übereinstimmung von Wirklichkeit und vorausgegangener Phantasie, daß ich es kaum glauben kann. Zwei Mal hatte ich dieses Gefühl – einmal hier und einmal, als ich die Kapelle von Michelangelos Pietà im Petersdom gesehen habe. Tief unter dem Betrachter liegt Assiut, die Hauptstadt von Oberägypten, und sieht aus wie die Art Stadt, die Tiere bauen würden, wenn ihnen die Erde gehörte, wie es der Fall war, bevor der Mensch erschaffen wurde – eine Ansammlung von Lehmhaufen, außer dort, wo die dreizehn Minarette in den Himmel ragen. Ich hatte Mungo Parks und Bruces Schilderungen eines afrikanischen Dorfes gelesen und mir eingebildet, sie zu verstehen, aber dieses Elend spottet jeder Beschreibung. Dies war die Art des wilden Lebens, während in jenen Höhlen des Felsens die Heiligen von Thebais standen, jeder in meiner Phantasie, vor der Tür seiner engen Zelle, wie die Typen des geistlichen Lebens, und Alexandria war weit weg, wo

11. Brief – Lykonpolis (A)

Kürzester Tag, 1849 . Wir haben den Tag in den Höhlen von Lykonpolis über Assiut verbracht. In diesen Höhlen gibt es nichts Interessantes wie in Beni Hasan – keine Kartuschen, die so lesbar sind, daß man ihr Alter bestimmen kann – alles zerstört, unkenntlich gemacht, geplündert. Aber ihre Lage, die Assoziationen, die sie wachrufen, und ihr malerisches Aussehen machten sie für mich, wenn möglich, noch beeindruckender. Denn hier versammelten sich die Anachoreten aus Thebais – Johannes von Ägypten natürlich und viele andere – und die religiösen Theaterstücke der Nonne Hrosvita , die ich in der Revue des Deux Mondes zu verschlingen pflegte, erschienen alle vor dem inneren Auge. Ich hatte das sonderbare Gefühl, schon einmal hier gewesen zu sein ...

10. Brief - Assiut

Assiut, 20. Dezember Gerade angekommen – für heute hat sich der Himmel aufgeklart und uns in die Lage versetzt, die Hauptstadt von Oberägypten zu erreichen, die schon seit vier Tagen in Sichtweite gewesen war. Mit Begeisterung fand ich mich erneut auf einem Esel wieder und ritt wie ein Kalif nach Assiut , eine Meile vom Ufer entfernt, und nach unserer Rückkehr zum Boot, an diesem Abend des kürzesten Tages, schlenderte ich wie die Tochter des Pharaos am Ufer entlang und sah zu, wie die Sonne hinter den Minaretten unterging, im Hintergrund der Berg mit all den Gräbern in seinem Felsen. Wir müssen zwei Tage hier bleiben, obwohl der Wind günstig ist, damit die Besatzung Zeit zum Backen hat. Sie mieten einen Ofen für einen Tag und eine Nacht, gehen zur Mühle, kaufen den Weizen, waschen und mahlen ihn, kneten ihn mit den Füßen und backen ihn dann. Sie verbringen die ganze Nacht am Ofen und gehen mit ihren eigenen Broten hinein, um sie warmzuhalten, nehme ich an. So versorgt man sich hier

9. Der Chamsin (D)

Ich ging nicht schlafen – die Fahrt verlief sehr schaukelig, besonders am Heck, daß wir dachten, wir hätten ein Leck. Es war so dunkel, daß wir nichts sehen konnten, aber am Morgen merkten wir, daß unser Boot die ganze Nacht auf dem armen Wrack gethront hatte, das ein Strudel unter uns gespült hatte. Als es dämmerte, schaute ich hinaus, es war völlig in Stücke gegangen – es war nichts übrig geblieben außer ein paar Kabinenplanken, die wir mitnahmen, eine Truhe mit Kleidern, die wir retteten, und die Orangen, die im Strudel umherwirbelten. Ich habe noch nie etwas Ergreifenderes gesehen als diese armen Orangen, den letzten Luxus in ihrem Leben im Angesicht des Todes. Es regnete in Strömen – das Dach unserer Kabine war völlig durchweicht – der Himmel sah aus wie eine einzige schwere Masse, aber der Wind hatte etwas nachgelassen, und wir kämpften uns vorwärts, bugsiert von der elenden Besatzung. Ihnen klapperten die Zähne, sie waren tropfnaß und dachten offenbar, der Jüngste Tag, das Ende

9. Brief - Der Chamsin (C)

Es wurde dunkel und die Windstärke nahm so zu, daß wir einen Pfeiler ins Ufer rammten und das Boot für die Nacht mit einem Seil daran befestigten. Jetzt holte Paolo eiligst eine der Waffen, die immer geladen waren. Er sagte, er sehe ein fremdes Boot auftauchen. Ich folgte ihm hastig an Deck und wahrhaftig, in der Dunkelheit sah ich einen der Dahabiehs, die uns am Nachmittag überholt hatten, an uns vorbeitreiben, kieloben und keine Spur von den Passagieren. Sie strandete an der Sandbank direkt hinter uns und blieb dort liegen. Mittlerweile war der Wind so heftig geworden, daß wir fürchteten, das Seil würde nicht halten, und wir besorgten noch eins. Ich mußte trotz allem lachen – über unseren Reis, der auf dem Boden unseres kleinen Bootes hockte (das sich zwischen dem Dahabieh und dem Ufer befand). Er saß dort, rauchte seine Pfeife und zeigte kein weiteres Interesse an dem Problem. Wenn das Seil nicht hielt, hielt es eben nicht, und warum sollte er sich stören lassen?

9. Brief - Der Chamsin (B)

Ich sah, wie der Sand zu einem Grat auf dem Fluß geblasen wurde, und es sah aus, als könne man den Fluß auf trockenem Boden überqueren, nur daß der trockene Boden sich obenauf befand. Ich bin froh, daß ich es gesehen habe, denn sonst hätte ich es nicht geglaubt, und ich gestehe Euch zu, es nicht zu glauben. Mittlerweile schien der Nil sein Flußbett auf dem Rücken zu tragen, aber es war kein Wunder wie das des gelähmten Mannes, denn es sah aus, als ob Erde, Luft und Wasser sich zu einem einzigen Wirbelwind aus Sand vermischt hätten. Wir konnten uns nicht waschen, denn es hatte keinen Sinn, im Nil nach Wasser zu fischen; statt Wasser gab er uns einen Stein, d. h. eine Sandbank. Die Wellen waren so hoch wie bei mäßigem Seegang im Ärmelkanal und der Wind war heiß.

9. Brief - Bei Manfalut (A)

17. Dezember Wir haben in den letzten zwei Tagen keinen Hauch Wind gehabt und sind nur sehr wenig weitergekommen – etwa sechs oder sieben Meilen am Tag. Die Mitglieder unserer Besatzung haben keine sehr fähigen Körper. Heute hatten wir bei Sonnenaufgang eine Brise und fuhren am Morgen kühn unter den gewaltigen Klippen von Gebel Abu Fodde durch. Ich ging auf der anderen Seite an Land, wo die Mannschaft zum Frühstück anhielt, und sah den Scheich Jacob mit seinen Herden und Hirten nach Ägypten kommen – Trauben von Büffeln, Kamelen, Schafen mit braunen Hörnern und reichlich Eseln. Das war ein ganz neuer Anblick; in Ägypten vergißt man die Existenz von Ländern mit Viehzucht, „denn die Ägypter haben gegen alle Viehhirten eine große Abneigung“, so sehr ist das Land von Ackerbau geprägt. Es war zwei Tage dicht bewölkt gewesen, aber nicht windig; die Seemänner wußten nicht, was sie davon halten sollten, sie hatten noch nie einen solchen Himmel ohne einen gleichzeitigen Schirokko gesehen. Sc

8. Brief – Die Steuern (J)

Er erhebt außerdem zwei Dollar pro Acre, nimmt sich alle Erzeugnisse gewisser Dinge – Baumwolle, Flachs etc., und kauft den ganzen Rest, aber die Bezahlung wird meistens zurückgehalten, um die Steuern zu bezahlen, und wenn ein Dorf seine Steuern nicht zahlen kann, muß das nächste für zwei zahlen. Die Fellachen sind gezwungen, ihre eigenen Produkte zu stehlen, um zu überleben. Sie dürfen sich Saatgut von der Regierung leihen, aber wenn sie das tun, wird die Hälfte von den Mittelsmännern gestohlen, bevor es sie erreicht. In diesem Furor der Besteuerung kosten Palmen anderthalb Piaster, Korn, das in die Stadt kommt, kostet ebensoviel Steuern wie sein eigener Preis bei einer guten Ernte auf dem Land, die Einkommenssteuer beträgt ein Zwölftel des Einkommens eines Mannes, und die Regierung macht einen Profit von fünfzig Prozent beim Verkauf aller Produkte. Wenn man all das hört, wundert man sich nur, daß die Ägypter überhaupt arbeiten – nicht, daß sie träge sind, und man hält es für einen Be

8. Brief - Die prosaische Schönheit der Grabstätten (I)

Wir fuhren an diesem Tag nur ein kleines Stück weiter und gingen für die Nacht in Nezlet e Shekh Timay vor Anker. Nun war es so, daß Nezlet e Shekh mit dem Dorf auf der anderen Seite des Ufers, Shekh Timay, im Krieg lag – wegen einiger Palmen, für die N. e. S. T. einen Mann aus dem anderen Dorf getötet hatte, und obwohl jetzt zwei Männer deshalb in Miniyeh im Gefängnis sitzen, gilt hier das Gesetz „Auge um Auge, Zahn um Zahn“. Erst wenn auch der letzte Verwandte des Mörders ermordet wurde, kehrt wieder Ruhe ein und die Sache ist erledigt. Nun läßt N. e. S. T. keine Boote anlegen, aus Furcht, daß die Bewohner des anderen Dorfes die Gelegenheit ergreifen und entweder die Boote beschädigen, damit die Regierung am nächsten Dorf Rache nehmen würde (und es vielleicht völlig zerstören würde), oder sich selbst ins Dorf schleichen würden, jetzt, da alle männlichen Bewohner bis auf zwölf in Kairo sind. Aber wir hatten den Scheich von N. e. S. T. in Miniyeh gesehen und ihn zum Kaffee auf unser Bo

8. Brief - Die prosaische Schönheit der Grabstätten (H)

Ich muß sagen, daß die Ägypter durchaus Ideen hatten, sie aber nicht ausführen konnten. Die Idee mit dem Lotus war wunderschön. Sie breiteten sich nur am Boden ein wenig aus, als würden sie Wurzeln entspringen, ihre Hälse wurden von einem Band unter der Blüte zusammengebunden, die das Kapitell bildete, und wenn man sie in Ruhe gelassen hätte, hätte es ausgesehen wie eine Tropfsteinhöhle mit natürlichen Säulen: Warum mußten sie sie mit Streifen bemalen? Einige der gemalten Szenen waren jedoch wunderschön. Ein Bild eines Mannes, der eine kranke Ziege behandelt, war perspektivisch dargestellt, von einem genialen Künstler, nicht nach der üblichen chinesischen Art. So endete unser Beni Hasan-Tag, das erste von vielen Wundern, aber keiner war interessanter.

8. Brief - Die prosaische Schönheit der Grabstätten (G)

Nichts blieb der Phantasie überlassen – wahrscheinlich hatten sie keine. Man bekam alles zu sehen. Wenn ein Vorhang vor einem Stuhl gemalt wurde, dann so, daß der Stuhl hindurch schimmerte. Ein ägyptischer Künstler hätte nicht wie der Duke of Cambridge darauf vertraut, daß seine Herzogin sich auf Hayters Bild der Krönung hinter der Duchess of Sutherland befindet, sondern hätte sie durchschimmern lassen. Die Hausbackenheit des Ganzen war ein seltsamer Gegensatz zu der wilden Landschaft. Die Toten liegen nicht in den Kammern, sondern in Gruben in dem felsigen Boden, die meisten davon stehen jetzt offen, und man schaut nach unten und sieht, daß sie weit in den Felsen hineinreichen. Die Stelle, an der der Tote liegt, wird gekennzeichnet durch eine Kartusche in der Wand darüber. „Seine Leiche soll in die Grube geworfen werden“ ist hier wörtlich gemeint.

8. Brief - Beni Hasan (F)

Aber der seltsamste Gegensatz von allen war T. (1), die neben der Tür einer Grabkammer saß (denn sie ging mit uns) und häkelte in einem neuen Muster, den Rücken an die Hieroglyphen von Osirtasen gelehnt, am Türrahmen der Grabkammer. Es war jedoch weniger schmerzhaft als der kindisch unwissende Araber, der degradiert und ungebildet im Schatten des Sarges seines großartigen Vorfahren stand. Der arme Araber! Ist es das Ende oder der Anfang seiner Zivilisation? Und hat Gott es so gewollt? Das fragt man sich ständig. Besonders berührt hat uns vielleicht ein griechisches Alphabet; die ganze Wand war mit seinen Buchstaben, auf alle Arten geschrieben, übersät. Es war, als würde man den Mann dabei überraschen, wie er seine kleinen Griechen in dieser kühlen Grotte unterrichtet. Frappierend war auch die ausgesprochene Nüchternheit der Darstellung. Anmerkung der Übersetzerin: 1: Gemeint ist Florence Nightingales Dienerin, genannt "Trout". Der volle Name war nicht in Erfahrung zu

8. Brief - Beni Hasan (E)

⅀ sagte, daß die plumpe Architektur der Grabkammern unvereinbar sei mit der Vollkommenheit der Bemalung. Mir schien, daß sie der Farbe mehr Aufmerksamkeit widmeten als der Form. Der Unterbalken, der das sein sollte, was wir Giebel nennen würden, war gekrümmt. Die Krümmung war Teil eines Kreises, und genau da, wo der stärkste Teil des Bogens sein sollte (die Mitte), befand sich eine Säule. Die Abstände zwischen den Säulen waren nicht gleich groß, und die mittlere stand nicht in der Mitte. Sogar für meine unerfahrenen Augen war der Anblick schmerzhaft, der höchste Teil der Krümmung befand sich auf einer Seite. Aber Schönheitssinn war den Ägyptern – ich meine in diesem Zeitalter – offenbar nicht gegeben. Wir werden sehen, was eine spätere Ära hervorbringt. Aber keine Schönheit kann den Eindruck übertreffen, den dieser erste Tag gemacht hat. Unser Dahabieh watschelte uns langsam entgegen; er hatte sich ohne uns keinen Schritt fortbewegen können, und unser Reis mit seinem grauen Bart und se

8. Brief - Beni Hasan (D)

Aber der interessante Teil dieser bemalten Grotten ist die nüchterne Darstellung aller Einzelheiten des täglichen Lebens – ihre Kleidung, Essen, Arbeiten, Gehen, Schreiben, Heilen, Reden, Tanzen, ihre Krankheit und Gesundheit, ihre Häuser von innen und außen, ihre Geschäfte und ihr Musizieren, ohne einen einzigen Versuch, zu komponieren, ohne Gefühl für das Malerische oder Kunst, ohne eine Idee, ohne ein Streben nach dem Ideal, dem Übernatürlichen. Ich sah nichts außer Darstellungen des toten Mannes zu Lebzeiten, seiner Tätigkeiten und seiner Lebensumstände, der Vollkommenheit der Zivilisation und Organisation des täglichen Lebens, der mechanischen Künste und der schönen Künste. Nichts könnte frappierender sein als der Gegensatz zwischen dem sixtinischen und dem ägyptischen Künstler – der eine ganz Ideal und Streben, voller Verachtung für Kunst und Erde, und katapultiert sogar die Propheten der Erde zurück in den Himmel, aus dem sie kamen, aber wild, übertrieben und oft unnatürlich – d

8. Brief - Beni Hasan (C)

Aber fünf andere sind noch völlig erhalten – ihre Säulen sind ein Strauß aus vier Lotusstielen, direkt unter der Blüte zusammengebunden. Aber diese schöne schlichte Idee wird verdorben, indem man die Deckplatten grün anstreicht und die Stiele grüngelb gestreift; das erste Beispiel, glaube ich, für die lombardische und maurische Architektur mit ihren abwechselnden Schichten aus verschiedenfarbigem Marmor. Die Felsenwände von vier der Kammern sind von Reihen kleiner Figuren bedeckt, die die Sitten und Gebräuche der Zeit darstellen. Die östliche Sonne schien nicht in ihre Türen (die nach Westen führten), aber wir konnten gut genug sehen, alle zivilisierten Gewerbe waren vertreten – Glas, Eisen – und der ganze Rest, auch der Beruf – soll ich ihn zivilisiert nennen oder nicht? – Opern, Tanz, Pierrot als jet dʼhomme mit ausgestrecktem Bein zeigt, daß Beispiele nicht immer gut sind, da wir unsere ägyptischen Vorgängern so genau gefolgt sind. Schiffe mit Rudern, genau wie die auf dem Lago Mag